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Die Schule wird zum Lebensraum

Gemeinsam lernen, essen, spielen: In der Mittelschule Zeit hat sich der Ganztag bewährt. Individuelle Förderung steht im Mittelpunkt.

Konzentriert sitzt Maurice an der Nähmaschine. Nachdem das Einfädeln problemlos geklappt hat, schiebt der Zehnjährige ein quadratisches Stück Stoff unter den Nähfuß, probiert verschiedene Musterstiche aus und begutachtet anschließend sein Werk. „Zickzack gefällt mir am besten“, ruft er Alisa und Denise zu. Die beiden Mädchen sind gerade mit Bügeln beschäftigt und Fachoberlehrerin Barbara Fischer verrät ihnen Tricks und Kniffe im Umgang mit dem heißen Eisen. Die Fünftklässler besuchen die Ganztagsklasse der Mittelschule Zeil-Sand.  „Wir haben viel Spaß zusammen“, lacht Maurice, dem es überhaupt nichts ausmacht, dass er viermal in der Woche bis um 15.30 Uhr in der Schule ist. Der Unterricht ist abwechslungsreich: Zwischen Mathematik und Deutsch stehen Textiles Gestalten, Werken, Chor, Musik, Sport, Lesen, Mittagessen oder die Arbeit am Computer auf dem Stundenplan.  

„Fröhliches Kommen, konzentriertes Lernen, entspanntes Gehen“ – so könnte man das Motto der Mittelschule Zeil-Sand umschreiben. Beste Erfahrungen hat Schulleiter Norbert Sandler seit neun Jahren mit der Ganztagsbetreuung gemacht. „Unsere Mittelschule war 2003/2004 die erste Ganztagsschule im Landkreis Haßberge und eine der ersten in ganz Bayern“, freut sich der Pädagoge über die positive Entwicklung. Aktuell gibt es an der Mittelschule Zeil-Sand nur noch eine Regelklasse. Ab dem Schuljahr 2013/14 wird die Bildungseinrichtung eine reine Ganztagsschule sein. 


Gemeinsam Lernen steht im Mittelpunkt der Schule. Neben Grundfertigkeiten und Fachwissen wird großer Wert auf die Vermittlung von modernen Schlüsselqualifikationen wie etwa Teamgeist gelegt. „Da herrscht ein ganz anderes Klima“, sagt Lehrer Sven Steger, der gleichzeitig einer der Koordinatoren des Netzwerkes Ganztag auf Landkreisebene ist. „Schulverdrossenheit gibt es eher selten. Die Schüler lernen den ganzen Tag Umgang miteinander.“

Auch für die Lehrer ist Ganztag etwas ganz anderes. Für sie endet der Unterricht ebenfalls nicht automatisch mit dem Klingeln um 13 Uhr, sondern die Lehrer sind auch nachmittags in den Schulablauf eingebunden. Denn zur Ganztagsschule gehört, dass der Unterrichtsstoff auf den gesamten Tag verteilt wird, und die Kinder dazwischen immer wieder die Möglichkeit erhalten, sich bei Spiel und Spaß zu erholen, abzuschalten und ihren Bewegungsdrang auszuleben. „Es ist etwas ganz anderes, wenn man mit den Schülern den ganzen Tag zusammen ist“, so Steger. Die Lehrer sind ein großes Stück weit näher am Schüler, weil sie mehr Zeit miteinander verbringen. Die Beziehung ist enger. „Das Mittagessen ist zum Beispiel eine sehr wertvolle Zeit,  in der man viel voneinander erfährt“, stellt der Pädagoge fest.

Die Mittagsverpflegung spielt überhaupt eine große Rolle in der  Mittelschule Zeil-Sand. Mit Reinhilde Prinz stand der Bildungseinrichtung ein Jahr lang eine echte Fachfrau als Coach zur Seite. Die Ernährungsexpertin  begleitete die Schule auf dem Weg zu einer attraktiven Schulverpflegung und gab wertvolle Tipps, wie man für ein ausgewogenes und gleichzeitig leckeres Mittagessen sorgt. Der Einsatz hat sich gelohnt: „Den Schülerinnen und Schülern schmeckt das Mittagessen. Gestärkt und gut erholt  kehren sie nach der Pause wieder in den Unterricht zurück“, freut sich Schulleiter Norbert Sandler.  

Das Konzept der Ganztagsschule mit neuen Lernformen fordert auch mehr Platz. Die neue Mensa ist hinzugekommen; außerdem waren mehr Fachräume notwendig, die flexiblen Unterricht ermöglichen.  Da gibt es zum Beispiel die Lernwerkstatt. Der Raum wird gerade von der  Klasse 9 G mit  Lehrer Markus Lösch genutzt. Die Schüler sitzen in Gruppen an mehreren Tischen. Die einen haben sich das „Geoboard“ aus den Regalen mit den Unterrichtsmaterialien geholt und üben mit den bunten Formen spielerisch das  Bruchrechnen.  Florian und Sara sitzen vor einem Laptop und forschen mittels einer Lern-DVD zu den Themen  „Hören, Riechen, Sehen, Tasten“.

Das kreative und spielerische Lernen macht den Schülern sichtlich Spaß. „In der Lernwerkstatt können die Schüler selbst entscheiden, welches Fach sie vertiefen möchten.“, erklärt der Schulleiter.  Hierfür werden die verschiedensten Materialien zur Verfügung gestellt. Dazu gehören Sachen, mit denen unter anderem Mathematik handlungsorientiert erfahrbar gemacht werden kann, zum Beispiel Meterstäbe, Gewichte und geometrische Körper. Weiter gibt es in der Lernwerkstatt viele Lern-Spiele und Lern-Software. „Grundsätzliches Ziel der Lernwerkstatt ist, dass die Schüler das selbstständige und individuelle Lernen lernen.“  Die Lernwerkstatt steht den Schülern nicht nur während des Unterrichtes zur Verfügung, sondern kann auch in der Mittagspause genutzt werden.

Gleich nebenan ist das Lese-Medien-Zentrum untergebracht. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hierbei viel mehr als um eine Bibliothek. Neben Regalen voller Bücher gibt es dort auch Computer, Beamer und eine Videoanlage sowie Filme und Hörbücher.  Nach Lust und Laune können es sich die Schüler in dem Raum bequem machen und entweder lesen, Film schauen oder einem Hörbuch lauschen. „Hier haben die Schüler Gelegenheit, sich einfach einmal zurückzuziehen, sich ein gemütliches Plätzchen zu suchen und die Seele baumeln zu lassen“, so Förderlehrer Andreas Bittruf. Das Lese-Medien-Zentrum hat das Hauptziel, die Mädchen und Jungen wieder mehr für das Buch zu begeistern. Eine ideale Ergänzung bietet hierzu die direkt an das Schulgebäude angrenzende Zeiler Stadtbibliothek. 

Der Umgang mit modernen Medien ist heutzutage sehr wichtig. Deswegen gibt es in der Mittelschule Zeil-Sand zwei Computerräume mit jeweils 18 Arbeitsplätzen. „EDV gehört in allen Fächern dazu“, erklärt Schulleiter Norbert Sandler. Egal ob Soziales, Technik oder Wirtschaft. „Hier können die Schüler am Computer arbeiten, für ein Projekt im Internet recherchieren, eine Präsentation erstellen  oder die vielfältige Lernsoftware, die zur Verfügung steht, nutzen. Den beiden Sechstklässlern Eduard und Kevin macht das Arbeiten mit der Lernsoftware zum Thema „Wortartentraining“ total viel Spaß. „Das ist viel schöner als mit einem Buch oder wenn der Lehrer etwas an der Tafel erklärt“, sind sie sich einig.

Einen Raum weiter probt die Chorgruppe, die sich aus Schülern von der 5. bis 7. Jahrgangsstufe zusammensetzt, für den anstehenden Auftritt bei der „Zeiler Weihnacht“. Dort treten die jungen Sängerinnen gemeinsam mit dem „Zeiler Liederkranz“ auf. „Das klappt ja schon ganz gut“, lobt Lehrerin Christine Raab die Mädchen. Musik ist ein wichtiges Standbein  der Schule. Neben der Chorgruppe gibt es an der Schule auch noch eine Schülerband und eine Percussionsgruppe, die von dem stellvertretenden Schulleiter Alfons Ernst geleitet wird.

Groß geschrieben wird an der Mittelschule auch das sportliche Angebot. Denn vor allem für die Ganztagsschüler ist es wichtig, dass sie ausreichend Bewegung haben. „Hier haben wir den Vorteil, dass wir gleich das Hallenbad nebenan haben. Das bietet uns ideale Trainingsmöglichkeiten“, so Sandler. Kein Wunder also, dass die Mittelschüler den Sieg bei den bayerischen Meisterschaften im Schulschwimmen quasi schon abonniert haben. Besonders stolz ist Diplomsportlehrer Alfred Junker auf den zweimaligen Sieg im „Rhein-Main-Donau-Cup“. Hier waren die Schwimmer aus Zeil und Sand die besten beim Ländervergleich Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Eine Einladung von Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle nach München war der verdiente Lohn für diese herausragende Leistung.

Für die Schüler der Mittelschule Zeil-Sand steht fest: Mit der Wahl der Ganztagsschule haben sie einen Treffer gelandet. „Schule macht hier echt Spaß“,  sagt der 15-jährige Julian. Vor allem findet er cool, dass er den ganzen Tag mit seinen Freunden zusammen ist. Ein weiterer Vorteil des ganztägigen Unterrichts liegt auf der Hand: Wenn die Kinder nach Hause kommen, müssen sie keine schriftlichen Hausaufgaben mehr machen. Positiv ist auch der differenzierte Unterricht, dass heißt  in den Kernfächern werden die Schüler von zwei Lehrern unterrichtet – dadurch ist eine gezielte und individuelle Förderung möglich.

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