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Erste Klimakonferenz des Landkreises Haßberge

am 10. März 2023

Der Landkreis Haßberge auf dem Weg zu Klimaneutralität und Resilienz

Bereits im Jahr 2030 bilanziell klimaneutral zu werden und somit die Zukunft der Region klimafreundlich und generationengerecht zu gestalten, dieses ambitionierte Ziel hat sich der Landkreis Haßberge gesetzt.

Doch wie kann das Ziel der bilanziellen Klimaneutralität bis 2030 erreicht werden? Was bedeutet überhaupt Klimaneutralität? Und wie kann dadurch der Landkreis gestärkt und widerstandsfähiger werden?

 

Um diese und noch weitere Fragen rund um das Thema Klimaneutralität und Resilienz zu diskutieren und gemeinsam Lösungen zu finden, hat Landrat Wilhelm Schneider am 10. März 2023 erstmals zu einer Klimakonferenz eingeladen. Rund 230 Teilnehmende aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft kamen zur rund vierstündigen Premiere des Veranstaltungsformates. Während im ersten Teil der Konferenz renommierte Fachexperten referierten, richtete der zweite Teil den Fokus auf die konkreten Vorhaben und Umsetzungsschritte im Landkreis Haßberge. Die Zeit während der Pause sowie nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung nutzten die Teilnehmenden für intensive Gespräche und angeregte Diskussionen untereinander.

 

Klimakonferenz im Zeichen von Klimaneutralität & Resilienz

Die erste Klimakonferenz des Landkreises Haßberge stand ganz im Zeichen von Klimaneutralität und Resilienz. Das vergangene Jahr hat die kritische Abhängigkeit von fossilen Energieträgern deutlich gemacht. Ziel des Landkreis Haßberge ist es, sich besonders im Bereich Energie resilienter, das heißt widerstandsfähiger, aufzustellen.

Darüber hinaus ist es vor allem im Kontext des voranschreitenden Klimawandels dringend notwendig, fossile Energien durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Dies betrifft nicht nur das Heizen in den eigenen vier Wänden, sondern auch Mobilität und Konsum – in allen Lebensbereichen müssen die Treibhausgasemissionen drastisch gesenkt werden. Nur so kann Klimaneutralität erreicht werden.

Die Premiere der Klimakonferenz wurde in Zusammenarbeit von Klimaschutz- und Regionalmanagement vorbereitet und organisiert und im Rahmen des Regionalmanagement-Projekts „Energieschub für die Gemeinschaftsaufgabe Klimaschutz“ durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie unterstützt. Im Rahmen der Klimakonferenz sollen die Ergebnisse und Fortschritte, die gemeinsam mit den Kommunen im Klimapakt, einer gemeinsamen Erklärung von Landkreis und Kommunen, erreicht wurden, vorgestellt werden. Gleichzeitig dient die Klimakonferenz aber auch dazu, Impulse von Fachexperten zur weiteren Entwicklung des Landkreises einzuholen und somit Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zu inspirieren, zu informieren und zu motivieren.

 

Bilanzielle Klimaneutralität bis 2030

Während sich die Bundesregierung das Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 und der Freistaat Bayern bis zum Jahr 2040 gesetzt haben, möchte der Landkreis Haßberge bereits im Jahr 2030 bilanziell Klimaneutralität erreichen.

Bereits bis zum Jahr 2030 bilanziell klimaneutral zu werden und Klimaschutz, Klimaanpassung und nachhaltiges Handeln konsequent umzusetzen, stellt für den Landkreis Haßberge eine große Chance dar. Dadurch kann die Region für die künftigen Generationen fortschrittlich, innovativ, offen und lebenswert gestaltet werden.

Das oberste Ziel ist es, den Landkreis Haßberge klimafreundlich und generationengerecht zu gestalten. Die Region möchte im Klimaschutz, in der Klimaanpassung und im nachhaltigen Handeln eine Vorbild- und Vorreiterfunktion einnehmen und dadurch auch die Bevölkerung sowie die Wirtschaft vor Ort umso mehr motivieren, sich ebenfalls für klimafreundliches Handeln zu engagieren und dieses umzusetzen. Durch eine nachhaltige, klimafreundliche Gestaltung des Landkreises soll eine Steigerung von Resilienz und regionaler Wertschöpfung erzielt werden.

 

Von Resilienz über Energiewende bis zu Landnutzung und Landwirtschaft

In seiner Keynote erläuterte Prof. Dr. Dr. Christian Berg, Nachhaltigkeitsexperte und Präsidiumsmitglied des deutschen Club of Rome, zunächst den Resilienzbegriff und verdeutlichte anhand verschiedenster Beispiele die Verwundbarkeit der Systeme. Den Konferenzteilnehmenden gab er folgende Tipps zur Steigerung der Resilienz mit auf den Weg: mit Überraschungen rechnen – Dekarbonisieren – Diversifizieren – Regionalisieren – Investieren – neue Wege gehen – Kommunizieren.

Anschließend widmete sich Prof. Dr. Raphael Lechner vom Institut für Energietechnik an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden in seinem Vortrag „100 Prozent regenerative Energien“ den Herausforderungen und Chancen der Energiewende. Dabei ging es um die Stromwende sowie um die ganzheitliche Energietransformation mit Sektorkopplung auf privater und kommunaler Ebene. Im Vortrag wurde deutlich, dass eine ganzheitliche Energietransformation alle verfügbaren Erzeugungsoptionen benötigt, die Energiesektoren Strom, Wärme und Mobilität zusammenwachsen müssen und die Energiewende nur mit Energiespeichern sowie Sektorkopplung zu schaffen ist.

Prof. Dr. Peter Breunig von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf beleuchtete schließlich Einflussfaktoren und Lösungsansätze für den Klimawandel im Bereich Landwirtschaft, Landnutzung und Ernährung. Schnell wurde klar, dass in diesem hochkomplexen System zukünftig die Balance zwischen Flächenoutput und Ernährung, Bioenergie, Biodiversität, nachwachsenden Rohstoffen, Verlusten und Kohlenstoffsequestrierung gefunden und erreicht werden muss. Dies kann nur gelingen, wenn Renaturierung, Steigerung des Lebensmitteloutputs pro Fläche, Erhaltung von Low-Input-Systemen, Ernährungsveränderung und Erhaltung der Tierhaltung in Deutschland zusammengebracht werden.

 

Fokus auf Aktivitäten im Landkreis Haßberge

Im zweiten Teil der Konferenz blickte zunächst Klimaschutzmanagerin Lisa Kötting auf den Inhalt des Klimapaktes für den Landkreis und seine 26 Kommunen. Der Klimapakt wird das zentrale Instrument im Landkreis Haßberge darstellen, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen. Neben einer Vision sind darin sechs Leitprinzipien definiert, die auf dem Weg zur Klimaneutralität stets Berücksichtigung finden sollen.

Herzstück des Klimapaktes ist die Definition von 7 Zielen:

  1. Bilanzielle Klimaneutralität bis 2030,
  2. 100% regenerative Stromerzeugung,
  3. Klimafreundliche Wärmeversorgung,
  4. Klimafreundliches Bauen und Wohnen,
  5. Klimafreundliche Mobilität,
  6. Bilanziell klimaneutrale Verwaltung bis 2028 und
  7. Klimafreundlicher und nachhaltiger Lebensstil sowie regionale Wertschöpfung.

Auch die Einrichtung bestimmter Gremien sowie eines Controlling- und Monitoring-Systems ist geplant. Sobald der Klimapakt verabschiedet ist, erfolgt die Entwicklung und Umsetzung eines ersten Maßnahmenpaketes.

Im abschließenden Vortrag informierte der Geschäftsführer der Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte (GUT) im Landkreis Haßberge mbH, Marco Siller, über den Status Quo und die Zukunft der Energiewende in der Region. Anhand des digitalen Energienutzungsplans wurde der Ist-Zustand bei Strom- und Wärmeverbrauch mit dem aktuellen Anteil erneuerbarer Energien vorgestellt und aufgezeigt, welches Potential bei Energieeinsparung und Ausbau regenerativer Energieträger bis 2030 besteht. Im Detail ging es um die Planungen bei Photovoltaik und Windenergie, Aufgaben- und Maßnahmenbereiche des Klimaschutznetzwerks, die Planung von Nahwärme-Projekten und einer Wasserstoff-Strategie sowie die anvisierte Gründung eines Regionalwerks.

 

Diskussions-Panel

In einer abschließenden Podiumsrunde wurden einige zentrale Aspekte der Vorträge nochmals vertieft mit besonderem Blick auf den Landkreis Haßberge. Auch die Sichtweise der Unternehmerschaft wurde hier mit eingebracht. Insgesamt verdeutlichte die Klimakonferenz, dass der Landkreis Haßberge bereits einige wichtige Schritte in Richtung Klimaneutralität und Resilienz gemacht hat. Um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen, sind jedoch noch viele gemeinsame Maßnahmen umzusetzen. Mit dem Klimapakt liegt ein richtungsweisender Fahrplan für die nächsten Monate und Jahre vor, der für Kommunen, Wirtschaft und Bevölkerung als Leitfaden dient. Wie mit einem kurzen Erklärfilm zur Energiewende im Landkreis Haßberge unterstrichen wurde, sind alle aufgerufen, die Energiewende in der Region lokal und solidarisch anzupacken.  

 

Landkreis Haßberge auf einem guten Weg zur Klimaneutralität

Der Landkreis Haßberge befindet sich bereits auf einem guten Weg. Mittlerweile wird etwa dreiviertel des Stroms aus regenerativen Energien in der Region erzeugt. Auch sind schon mehrere Nahwärmenetze in Betrieb und der Ausbau von Photovoltaik auf Dächern und Freiflächen kommt gut voran.

Zudem sind die ersten Maßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept des Landkreises, das im Herbst 2022 beschlossen wurde, bereits in der Umsetzungsphase. So wird ein kommunales Energiemanagement für die Liegenschaften des Landkreises und des Zweckverbands Schulzentrum Haßfurt eingeführt und ein Klimaanpassungskonzept erstellt werden. Daneben sind zahlreiche Freiflächen-Photovoltaik Anlagen in der Bauleitplanung und auch der Ausbau der Windenergie wird weiter vorangebracht. Bei der Umsetzung der Energiewende im Landkreis Haßberge stellt besonders der Netzausbau auf Verteilnetzebene eine große Herausforderung dar. Hier muss es nach einer kurzfristigen strategischen Planung, die in den Haßbergen bereits heute schon mit den georeferenzierten Erzeugungsanlagen möglich ist, zu einem kontinuierlichen Ausbau der Netze kommen.

Ein nächster großer Schritt ist die Gründung eines Regionalwerks. Des Weiteren steht die Verabschiedung des Klimapaktes des Landkreises Haßberge gemeinsam mit den kreiseigenen Kommunen an.

 

Weitere Informationen

Das Programm sowie die Vorträge der Keynote-Speaker und von Seiten des Landkreises Haßberge können Sie hier herunterladen.

Verfasser: Klimaschutzmanagerin Lisa Kötting und Regionalmanagerin Sonja Gerstenkorn, Landratsamt Haßberge

Vorträge der Klimakonferenz

Alle Vorträge der Klimakonferenz stellen wir in unserer Online-Plattform Nextcloud zur Verfügung:

Vorträge Klimakonferenz - Landratsamt Haßberge (hassberge.de)

 

  • Wortwolke

    Das verbinden die Teilnehmenden der Klimakonferenz mit Resilienz und Klimaneutralität. Foto: Lisa Kötting

  • In der abschließenden Podiumsrunde wurden einzelne Aspekte aus den Vorträgen nochmals vertieft. (von links: Marco Siller, Prof. Peter Breunig, Prof. Raphael Lechner, Moderator André Kessler, Lisa Kötting, Landrat Wilhelm Schneider, Dr. Thomas Zeiler). Foto: Sonja Gerstenkorn

  • Rund 230 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen zur ersten Klimakonferenz im Landkreis Haßberge.  Foto: Sonja Gerstenkorn

  • Prof. Dr. Raphael Lechner, Institut für Energietechnik Amberg-Weiden hielt eine Keynote zu dem Thema „100 % regenerative Energien – Herausforderungen und Chancen der lokalen Energiewende“. Foto: Sonja Gerstenkorn

  • Prof. Dr. Peter Breunig, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, referierte zu dem Thema „Einflussfaktoren und Lösungsansätze für den Klimawandel im Bereich Landwirtschaft, Landnutzung und Ernährung“. Foto: Sonja Gerstenkorn

  • Prof. Dr. Dr. Christian Berg, Nachhaltigkeitsexperte und Präsidiumsmitglied des Deutschen Club of Rome, hielt die Keynote zu „Resilienz – bloß ein Hype oder Mittel zur Krisenprävention?“.  Foto: Sonja Gerstenkorn

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