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Knetzgau: Gute Noten für die Ganztagsschule

„Mehr Zeit für Kinder“ lautet der Grundsatz in der Volksschule Knetzgau. Die Mädchen und Buben der vier Ganztagsklassen finden den Unterricht abwechslungsreich und cool. Kreative Angebote, Sport und Bewegung fördern das Lernen und die Gemeinschaft.
Jonas, Emilian und Alicia sind sich einig: Schule ist cool und macht Spaß. Der  Unterricht dauert zwar bis 15.45 Uhr. Jeden Tag, außer Freitag. Doch das macht den quirligen Erstklässlern nichts aus, denn der Schultag ist abwechslungsreich. Zwischen Deutsch und Mathe stehen Experimente, Musik, Tanz, Basteln und Bewegung auf dem Stundenplan. Schriftliche Hausaufgaben gibt es keine – nur übers Wochenende.

Hannelore Glass freut sich über das eindeutig positive Urteil der jungen Schüler. Seit  Oktober ist sie Rektorin an der Volksschule Knetzgau - die bisher die einzige Grundschule im Landkreis Haß-berge, die als gebundene Ganztagsschule voll ausgebaut ist. Von den 250 Grundschülern besuchen 83 Mädchen und Buben eine Ganztagsklasse. „Für unser Angebot erteilen uns Eltern und Kinder durchwegs gute Noten“, zieht die Rektorin Bilanz. Kleinere Klassen, viel Sportunterricht, gemeinsames Lernen und Spielen wirken sich positiv aus.

„Ganztagsschule erfordert Unterricht auf eine ganz andere Art und Weise“, beschreibt Hannelore Glass das Konzept. Dadurch, dass die Kinder in der Woche zwölf Stunden länger in der Schule sind, haben die Lehrer auch mehr Zeit, die Schüler individuell zu betreuen und zu fördern.  „Nur Nachmittagsunterricht an eine Halbtagsschule hintendran zu hängen, bringt nichts.“ Deswegen set-zen die Verantwortlichen der Volksschule Knetzgau auf rhythmisierten Unterricht. Dass heißt, Übungs- und Lernzeiten wechseln sich ab mit sportlichen, musischen und künstlerischen Angeboten.
 
Die Lernformen in der gebundenen Ganztagsklasse sind zwangsläufig anders. Da die Kinder mehr Arbeitsphasen in der Schule bewältigen müssen, lernen sie selbstständiger und offener. „Die Schüler sind konzentriert bei der Sache, auch am Nachmittag“, so die Beobachtung von Rektorin Glass. Dies erklärt sie damit, dass die Kinder regelmäßige Studierzeiten haben. „Hier lernen die Kinder selbstständig und konzentriert zu arbeiten.“

Mucksmäuschenstill ist es im Klassenzimmer der 4c . Lehrerin Nina Fuchs leitet dort gerade das Leseprojekt zum Thema Mittelalter. Auf dem Fußboden vor dem Pult ist eine Lerntheke aufgebaut. Ein Teil der Klasse hat es sich im Ruhezimmer gemütlich gemacht und schmökert in dem Buch „Drachen kann man nicht bewachen“. Die anderen Schüler holen sich ihre Arbeitsblätter an der Lerntheke ab, je nach dem bei welchem Kapitel jeder gerade ist. „Jeder Schüler arbeitet in seinem Tempo und kontrolliert die Ergebnisse selbst“, erklärt Fuchs. Anschließend erfolgt erst die Kontrolle durch den Lehrer. Somit bekommen die Kinder eine unmittelbare Rückmeldung, erkennen ihre Fehler und verbessern diese. „Die Atmosphäre in der Ganztagsklasse ist toll“, schwärmt die Lehrerin. „Als Lehrer hat man viel mehr Zeit, sich auf die Kinder einzulassen. Das wirkt sich natürlich auch auf die Qualität des Unterrichts aus.“  

Den Kindern tut der Ganztagsunterricht gut, findet Rektorin Hannelore Glass. Dadurch, dass die Schüler fast acht Stunden täglich zusammen verbringen, bildet sich eine engere Gemeinschaft – und soziale Kompetenzen entwickeln sich. „Das fängt mit Kleinigkeiten wie Tischmanieren an, oder Rücksicht aufeinander nehmen.“

Auch die Eltern profitieren von der Ganztagsschule, denn die Schüler werden am Nachmittag kom-petent und verlässlich betreut. Bewegung und gesunde Ernährung tragen zur Gesundheitserziehung bei. Obendrein sind die Kinder in ihrer Freizeit sinnvoll beschäftigt.

Die Volksschule Knetzgau holt sich verschiedene externe Partner mit ins Boot, um die Ganztagsklasse attraktiv zu gestalten. So besteht zum Beispiel seit vielen Jahren eine Arbeitsgemeinschaft mit den Brose Baskets Bamberg. Durch die intensive Zusammenarbeit ist es gelungen, dass der TSV Knetzgau eine Basketball-Abteilung gegründet hat, in der drei Mannschaften für den Spielbetrieb gemeldet sind. „Die Zusammenarbeit zwischen Eltern, Schule und Verein funktioniert super“, freut sich Rektorin Hannelore Glass. „Schule ist keine Insel, sondern Mittelpunkt einer Gemeinde“, macht sie deutlich. Deswegen ist es ihrer Meinung nach ganz wichtig, dass sich Schule mit anderen Gruppierungen und Organisationen vernetzt. Das können örtliche Musikvereine, Sportvereine genauso sein, wie der Bauernverband oder ein Entspannugspädagoge.

Ein großes Potential sieht Hannelore Glass in den Senioren, die zum Beispiel Lesepatenschaften übernehmen könnten. „Das ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen“, bringt die Rektorin den posi-tiven Nebeneffekt der verschiedenen Kooperationen auf den Punkt.

Egal ob Erstklässler oder Viertklässler, die Schüler gehen gerne in die Ganztagsschule. „Das Essen schmeckt super lecker“, lobt Kevin. Cool sind die Bewegungspausen und das viele Miteinander. Er würde sich sogar noch mehr Unterrichtsstunden in Mathe und Deutsch wünschen, wie übrigens mehrere seiner Schulkameraden auch. Besonders gut finden alle befragten Schüler, dass es unter der Woche keine schriftlichen Hausaufgaben gibt. Die kreativen Angebote wie Theater spielen, Basteln, Malen und Klassenzimmergestaltung bereiten den Kindern viel Spaß ebenso wie Spiel, Sport und Experimentieren. Nur einem gewieften Schüler fällt ein klitzekleiner Verbesserungsvorschlag für die Ganztagsschule ein: mehr Ferien.


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