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Fördergelder für Vertragsnaturschutz im Landkreis Haßberge mehr als verdoppelt

Landrat Wilhelm Schneider freut sich über die gelungene Kooperation zwischen Naturschutz und Landwirtschaft / Wertvoller Beitrag zur Artenvielfalt

Artenreiche Wiese am Haßbergtrauf

Um die Belange des Naturschutzes und die Interessen von Landnutzern unter einen Hut zu bringen, setzt die Bayerische Staatsregierung seit Jahren auf den kooperativen Naturschutz. Hierzu zählt vor allem das Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm, dessen Anfänge 30 Jahre zurückreichen. Im Rahmen des Vertragsnaturschutzprogrammes (Offenland) verpflichten sich die teilnehmenden Landwirte auf freiwilliger Basis zu einer extensiven und naturschonenden Bewirtschaftung von Wiesen, Weiden, Äckern und Teichen in ökologisch wertvollen Gebieten und leisten durch diese ökologisch ausgerichteten Maßnahmen einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt.

 

Zu den ökologisch wertvollen Gebieten, in denen der Abschluss von Vertragsnaturschutzprogrammen möglich ist (Förderkulisse), zählen Naturschutzgebiete, Natura 2000-Gebiete, gesetzlich geschützte Grünlandbestände, wie zum Beispiel die neu in das Bayerische Naturschutzgesetz aufgenommenen struktur- und artenreichen Wiesenbestände, aber auch Flächen, die der Biotopkartierung entsprechen oder seltene Arten beherbergen. Auch BayernNetzNatur-Projekte stellen eine mögliche Förderkulisse dar. Als Gegenleistung für diese Maßnahmen erhalten die Landwirte ein entsprechendes Entgelt, mit dem beispielsweise ein verminderter Ertrag kompensiert werden soll. Nachdem es sich für Landwirte immer weniger lohnt, ihre Flächen mit viel Aufwand naturschonend zu bewirtschaften, sollen Förderprogramme die wertvolle Arbeit der Landnutzer unterstützen und einen wichtigen Beitrag für den Erhalt unserer Kulturlandschaften leisten.

 

Die Verträge für das Vertragsnaturschutzprogramm, die bestimmte Vorgaben für die Bewirtschaftung enthalten, werden über einen Verpflichtungszeitraum von fünf Jahren beim zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten abgeschlossen. Grundlage hierfür ist ein von der unteren Naturschutzbehörde ausgestelltes Bewertungsblatt, das eine Begutachtung der Flächen durch einen Mitarbeiter des Landratsamtes voraussetzt und schließlich die jeweiligen Vertragsinhalte beinhaltet. Hierbei werden beispielsweise Grundleistungen wie die späte Mahd einer Wiese oder die extensive Beweidung flexibel mit Zusatzleistungen kombiniert.

 

Auch im Landkreis Haßberge wird diese Möglichkeit von den ortsansässigen Landnutzern seit vielen Jahren sehr gut angenommen. Zum 31. Dezember 2019 ist im Landkreis Haßberge der bislang umfangreichste Förderjahrgang 2015 bis 2019 ausgelaufen. Insgesamt hatten 205 Landwirte Vertragsnaturschutzprogramme für insgesamt 762 Feldstücke abgeschlossen, was eine Gesamtfläche von 652 Hektar ausmachte. Die Landwirte erhielten letztlich eine beträchtliche Fördersumme von jährlich 333.000 Euro als Gegenleistung.

 

Nach Auslauf des bislang größten Förderjahrgangs hatten die Mitarbeiter der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Haßberge zum Ziel, den Großteil der ausgelaufenen Verträge zu erneuern, sodass auch für die nächsten fünf Jahre wieder ein wichtiger Beitrag für den Naturschutz gesichert ist. In den knapp sieben Wochen der Antragsphase im Januar und Februar konnten schließlich fast alle der ausgelaufenen Verträge neu abgeschlossen werden und eine große Anzahl an neuen Flächen mit in das Vertragsnaturschutzprogramm aufgenommen werden. Insgesamt wurden von den Naturschutzfachkräften der unteren Naturschutzbehörde 1474 Feldstücke für die Förderperiode 2020 bis 2024 neu begutachtet. Das entspricht einer Flächen von über 1270 Hektar, was wiederum fast drei Prozent  der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche im Landkreis Haßberge ausmacht. 236 Landwirte, davon 42 neue Vertragspartner, können sich in dieser Förderperiode über eine jährliche Fördersumme in Höhe von über 695.000 Euro freuen. Im Vergleich zur vorherigen Förderperiode 2015 bis 2019 konnte die Höhe der Fördergelder somit mehr als verdoppelt werden. Insgesamt werden aktuell im Landkreis Haßberge über alle parallel laufenden Förderperioden (Beginn von 2016 bis einschließlich 2020) Maßnahmen auf einer Gesamtfläche von über 2.147 Hektar mit etwa 1,16 Million Euro gefördert.

 

„Eine derartige Steigerung und Akzeptanz bei einem Förderprogramm des staatlichen Naturschutzes sowie eine bislang so noch nicht dagewesene, nahezu uneingeschränkte Bereitstellung der finanziellen Mittel für Neuverträge wie in diesem Jahr ist einmalig. Das habe ich so noch nie erlebt“, freut sich Robert Lauer, der seit über 25 Jahren als Fachkraft für Naturschutz an der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Haßberge tätig ist. „Somit konnten wir dem von der Staatsregierung bayernweit neugesteckten Ziel, sechs  Prozent der landwirtschaftlichen Fläche über das Vertragsnaturschutzprogramm zu fördern, ein großes Stück näher kommen.“

 

Auch Landrat Wilhelm Schneider freut sich über den Erfolg des stetig wachsenden Zuspruchs für das Vertragsnaturschutzprogramm im Landkreis: „Dies ist eine positives Beispiel für gelungene Kooperation zwischen Naturschutz und Landwirtschaft.“ Ermöglicht wurde das Ganze durch die wochenlange intensive Projektarbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt sowie einer befristet beschäftigten externen Fachkraft, und natürlich durch das Engagement und die Bereitschaft der Landwirte im Landkreis Haßberge, beim Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramm mitzuwirken.

 

Die Schwerpunkte der Vertragsnaturschutz-Förderung im Landkreis Haßberge liegen 2020 am Haßbergtrauf. Besonders hervorzuheben sind die Bereiche der Gemeinde Aidhausen (Nassach mit der höchsten Dichte an geförderten Flächen) sowie der Stadt Königsberg.

 

Den flächenmäßig größten Anteil mit 182 Hektar hat die Stadt Haßfurt, bedingt durch die Lage in drei größeren Natura 2000-Gebieten (Mainaue, Wässernachtal und Haßbergtrauf).

Den größten Zuwachs an Vertragsnaturschutzflächen hatte die Gemeinde Ermershausen zu verzeichnen. Hier konnte die Anzahl der mit Vertragsnaturschutz geförderten Feldstücke von sechs auf 34 erhöht werden, was insgesamt 3,8 Prozent der Gemeindefläche entspricht. Schwerpunkt der Maßnahmen stellt auf insgesamt 1000 Hektar der Düngeverzicht in Kombination mit einem Schnittzeitpunkt (meist nach dem 15. Juni - 600 ha) dar. Ebenso wird die naturschonende extensive Beweidung mit Schafen, Ziegen, Rindern und Pferden auf 223 Hektar gefördert.

 

Ein größerer Zuwachs konnte im Bereich der extensiven Ackerbewirtschaftung (Verzicht auf Düngemittel und Pflanzenschutz, doppelter Reihenabstand bei der Aussaat sowie längere Bewirtschaftungsruhen während des Anbaus ausgewählter Kulturpflanzen) verzeichnet werden. So stieg der Flächenanteil hier auf 36 Hektar. Die extensive Teichbewirtschaftung stellt mit 10 Hektar im Landkreis Haßberge nur eine Nebenrolle im Vertragsnaturschutzprogramm dar.

 

Neben dem Vertragsnaturschutzprogramm Offenland gibt es noch weitere Förderprogramme, die als Agrarumweltmaßnahmen (AUM) zum Erhalt und zur Verbesserung von ökologisch wertvollen Lebensräumen beitragen, wie beispielsweise das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) oder das Vertragsnaturschutzprogramm Wald.

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