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„Goldene Hochzeit“ gefeiert

50 Jahre deutsch-französische Freundschaft zwischen dem Landkreis Haßberge und dem District du Tricastin / Wichtige Arbeit der Völkerverständigung wird fortgesetzt

Tiefe Freundschaft verbindet den Landkreis Haßberge mit dem District du Tricastin seit 50 Jahren. Unser Bild zeigt (von link): Joachim Friedsam (1. Vorsitzender Freundeskreis Haßberge-Tricastin), Bürgermeister Claus Bittenbrünn, Bürgermeisterin Marie Fernandez, Landrat Wilhelm Schneider, Bürgermeisterin Jaqueline Bessière, Bürgermeister Günther Werner, Bürgermeister Alain Galu, Bürgermeister Michael Ziegler, stellvertretende Landrätin Birgit Bayer und Oliver Fesser (2. Vorsitzender Freundeskreis Haßberge-Tricastin).

Ein Höhepunkt der Feierlichkeiten zum Partnerschafts-Jubiläum war der Eintrag in die Goldenen Bücher der Städte Eltmann, Haßfurt und Königsberg (von links): Marie Fernandez, Alain Gallu und Jaqueline Bessière, (stehend): Claus Bittenbrünn, Günther Werner, Michael Ziegler und Landrat Wilhelm Schneider.

Mitglieder des Sander Blasorchesters sorgten beim offiziellen Festakt für den musikalischen Rahmen.

Seit 50 Jahren besteht die Partnerschaft zwischen dem Landkreis Haßberge und dem District du Tricastin. Grund genug, diese „Goldene Hochzeit“ zu feiern. Dafür angereist war auch eine Delegation aus Frankreich. Höhepunkt der 50-Jahr-Feier war ein Festakt im großen Sitzungssaal des Landratsamtes.

 

Landrat Wilhelm Schneider freute sich, dass die freundschaftliche Beziehung in den vergangenen fünf Jahrzehnten sehr fruchtbar war und aus dieser mittlerweile auch drei Töchter hervorgegangen sind – die Städtepartnerschaften zwischen Donzère und Königsberg, Eltmann und Saint-Paul-Trois-Châteaux sowie Haßfurt und Pierrelatte. Den ausschlaggebenden Impuls für die heute bestehende Partnerschaft des Landkreises Haßberge und dem District du Tricastin sowie der drei Städtepartnerschaften war die Versöhnung Deutschlands mit Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg, die mit der Unterzeichnung des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags am 22. Januar 1963 besiegelt wurde. Damit war die Idee verbunden, Deutschland und Frankreich zu versöhnen, im politischen und gesellschaftliche Leben eng zu verbinden und ein gegenseitige Bedrohung oder gar kriegerische Auseinandersetzungen zu unterbinden.

 

Ganz im Sinne des Élysée-Vertrages hatte sich der damalige Landrat Walter Keller entschlossen, den Aufbau einer Partnerschaft mit einer französischen Gebietskörperschaft in Angriff zu nehmen. Dazu entsandte er Kreisjugendpfleger Armin Kudella, Gertrud Oppelt und Georg Krebs auf eine Erkundungsfahrt nach Südfrankreich. Der Weg der Delegation führte zunächst nach Sainte Jalle und Nyons, wo der Sous-Préfet Levoux in den Tricastin verwies und eine erste Begegnung mit Bürgermeister Dr. Gustave Jaume in Pierrelatte herstelle. Dieser war Türöffner der heute bestehenden Partnerschaft. Eine übereinstimmende Sicht auf die gemeinsamen Ziele und Wege – zunächst wurde ein Jugensaustausch angestrebt, der in eine kommunale Partnerschaft münden soll – ermöglichten eine Vertiefung der Kontakte. 1971 wurde Dr. Jean Mouton zum Bürgermeister von Pierrelatte und zum Präsidenten des District du Tricastin gewählt. Er besuchte 1972 den Landkreis Haßberge, woraufhin sich auch die Kontakte zu den District-Städten Saint-Paul-Trois-Châteaux, Donzère und Bolléne intensivieren.

 

Die Vielzahl an Kontakten, Begegnungen und gemeinsamen Zielen förderten den Wunsch, die Partnerschaft zwischen dem Landkreis Haßberge und dem District du Tricastin offiziell zu bestätigen. Und so mündeten die vielen Bemühungen im November 1974 im Landkreis Haßberge und im Mai 1975 im District du Tricastin zur Unterzeichnung und dem Austausch der Partnerschaftsurkunden. Von besonderer Bedeutung war diese Partnerschaft auch, weil sie die erste offizielle Partnerschaft eines Landkreises in Bayern mit einer Gebietskörperschaft in Frankreich war, dies ging über die bis dahin geschlossenen Städtepartnerschaften hinaus. 

 

50 Jahre Partnerschaft bedeutet auch: 50 Jahre Freundeskreis Haßberge-Tricastin e.V. .

Die Entstehung der Partnerschaft war initiiert vom damaligen Landrat Walter Keller und Vertretern der Jugendhilfe sowie des Kreisjugendrings und wurde unterstützt von vielen gewählten Vertretern der Politik. Schon früh gab es den Wunsch, diese Partnerschaft übergreifend zu fördern und von Mandatsträgern und Wahlen möglichst unabhängig zu machen. Was lag da näher, als einen unabhängigen Förderverein zu gründen? Motivierte Menschen trafn sich Anfang November 1974 auf Einladung von Kurt Sieber zur Gründungsversammlung einer „Vereinigung zur Förderung der deutsch-französischen Partnerschaft“. Sie gründeten einen gemeinnützigen Verein, der „Freundeskreis Haßberge-Tricastin“ genannt wurde. Am gleichen Abend wurde Kurt Sieber zum 1. Vorsitzenden gewählt – das Amt hatte er über 40 Jahre bis 2017 inne und bis heute begleitet er noch als Ehrenvorsitzender die Aktivitäten des Vereins. Unzählige Aktivitäten auf verschiedenen Ebenen (Gastronomie, Blaskapellen, Fußball, Läufer, Schulen), gegenseitiger Austausch und Begegnungen krönen die fünf Jahrzehnte der freundschaftlichen Bande.

 

„Unsere deutsch-französische Freundschaft ist ein lebendiges Beispiel für die Idee eines vereinten Europas“, betonte Landrat Wilhelm Schneider. In seiner Rede blickte er nicht nur auf die Entstehung und Leistungen dieser Partnerschaft zurück, sondern setzte den Fokus vor allem auf die Bedeutung der künftigen Zusammenarbeit. „In einer Zeit, in der Europa vor großen Herausforderungen steht, ist es umso wichtiger, dass wir uns auf unsere gemeinsamen Werte besinnen und zusammenhalten.“ Nur der persönliche Kontakt zwischen den Menschen verschiedener Nationalitäten und Regionen führe zu einem besseren Verständnis, zum Abbau von Vorurteilen und Berührungsängsten und damit einen Schritt weiter zu einem dauerhaften friedlichen Zusammenleben.

 

Auch wenn 1000 Kilometer zwischen den Haßbergen und dem Tricstin liegen – was zählt ist die Nähe, das Verständnis füreinander und die Herzlichkeit. „Wir können mit Stolz sagen, dass unsere Partnerschaft ihr Vitalität beweist“, sagte Landrat Schneider und sicherte gleichzeitig zu, dass der Landkreis Haßberge alles dafür tun werde, damit die Freundschaft weiterhin wächst und die kommenden Generationen dabei bestmöglich mit eingebunden werden. Denn es sei unsere Aufgabe und Verpflichtung, gerade für unsere Kinder und Enkelkinder den Wert eines friedlichen Zusammenlebens auch über Grenzen hinweg auf Dauer sicherzustellen. „Unsere Partnerschaft ist für mich wie ein Schatz. Ein Schatz, der uns in den vergangenen 50 Jahren enorm bereichert hat. Lassen Sie uns gemeinsam diese wichtige Arbeit der Völkerverständigung fortsetzen“, so Landrat Wilhelm Schneider.

Diesen Worten schlossen sich Alain Gallu, Bürgermeister aus Pierrelatte, und Marie Fernandez, Bürgermeisterin aus Donzere, an. Sie betonten in ihrem Grußwort die Bedeutung von lokaler und kommunaler Partnerschaften in Europa und wie wichtig der gelebte Austausch sei, um die tiefe Freundschaft zu erhalten.

 

Der stellvertretende Generalkonsul Pierre Clouet musste als Ehrengast leider kurzfristig absagen, da er in der Organisation der Neuwahlen des französischen Parlaments eingebunden ist. Ebenso war es Marie-Pierre Mouton, der Präsidentin des Rats des Département Drôme, nicht möglich wegen übergeordneter Verpflichtungen der Einladung in die Haßberge zu folgen.

 

Höhepunkt des Festaktes waren die Einträge in die Goldenen Bücher der jeweiligen Partnerstädte Eltmann, Königsberg und Haßfurt. Dort verewigten sich die stellvertretende Bürgermeisterin Jaqueline Bessière (Saint-Paul-Trois- Châteaux), Bürgermeiser Alain Gallu (Pierrelatte) und Bürgermeisterin Marie Fernandes (Donzère) sowie auf deutscher Seite die Bürgermeister Michael Ziegler, Günther Werner, Claus Bittenbrünn und Landrat Wilhelm Schneider.

 

Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung durch Mitglieder des Sander Blasorchesters, die regelmäßig bei Besuchen in Frankreich mit von der Partie sind.  Zum Ausklang der Feier kamen die anwesenden Gäste aus Frankreich und des Landkreises Haßberge bei einem gemeinsamen Abendessen in der Haßfurter Stadthalle zusammen und hatten dabei die Möglichkeit, sich miteinander auszutauschen. Für den passenden musikalischen Rahmen sorgte der Königsberger Kinderchor unter der Leitung von Rotraut Arnold und die Big Band des Regiomontanus-Gymnasiums Haßfurt (Leitung Andrea Selig).

 

Zum Jubiläum hat der Freundeskreis Haßberge-Tricastin eine Chronik (Autor Joachim Friedsam) erstellt und finanziert, die den Gästen als Geschenk und Andenken überlassen wurde.

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