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„Runder Tisch gegen häusliche und sexualisier-te Gewalt“ im Landkreis Haßberge wieder aktiv

Coronabedingt mussten die Treffen in den vergangenen Jahren leider ausfallen

Aus dem Dornröschenschlaf erwacht ist der „Runde Tisch gegen häusliche und sexualisierte Gewalt" des Landkreises Haßberge: Coronabedingt mussten die Treffen in den vergangenen Jahren leider ausfallen. Zum Runden Tisch treffen sich Beratungsstellen und Institutionen, die in ihrer täglichen Arbeit mit dem Thema „häusliche Gewalt" konfrontiert sind. Eine Auswahl der Stellen, die am Runden Tisch teilnehmen: Gesundheitsamt, Frauenhaus Schweinfurt, Kriminalpolizei Schweinfurt, Polizeiinspektionen, Amtsgericht Haßberge, Psychosoziale Beratungsstelle, Weißer Ring, Kreisjugendamt, Amt für Soziales und Senioren, Erziehungsberatungsstelle, Verein für Männer contra Gewalt - und viele mehr.

 

„Häusliche Gewalt" - das kann ein Schlag durch den Partner oder die Partnerin in das Gesicht sein, aber auch die Verächtlichmachung, etwa wenn er oder sie nicht so viel „drauf hat". Häusliche Gewalt kann aber auch die Beschränkung der monatlichen Zahlungen an den Partner/die Partnerin auf einen Minimalbetrag sein. Dass die Vernachlässigung von Kindern ebenfalls häusliche Gewalt darstellt, kommt zunehmend mehr in den Blick.

 

Sabine Dreibholz, die fachliche Leiterin des Frauenhauses Schweinfurt, gab beim Runden Tisch einen Überblick über die aktuelle Situation des Frauenhauses und der Fachberatungsstelle bei häuslicher und sexualisierter Gewalt. Es wurde in den Vereinsräumen die vom Bayerischen Staatsministerium herausgegebene Wanderausstellung „Häusliche Gewalt LOSwerden“ gezeigt. Die Ausstellung informierte über die Ausprägungen von häuslicher Gewalt gegen Frauen und Männer sowie gegen Kinder und Jugendliche.

 

Mit coronabedingter Verzögerung habe man das vierzigjährige Bestehen des Frauenhauses gefeiert. Die Wohnungsnot führe dazu, dass sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von Frauen im Frauenhaus von 65 auf 88 Tage erhöht habe. Daher hat sich die Anlaufstelle dem mit Landesmitteln geförderten Modellprojekt „Second-stage“ angeschlossen, das Frauenhausbewohnerinnen und ihre Kinder dabei unterstützt, eine eigene Wohnung zu finden und sie finanzieren zu können. Sabine Dreibholz verabschiedete sich aus dem Gremium, da sie in den Ruhestand geht. Dieter Sauer, Leiter des Fachbereichs Soziales und Senioren im Landratsamt Haßberge, sprach im Namen aller den Dank für die langjährige konstruktive Zusammenarbeit im Runden Tisch gegen häusliche Gewalt aus.

 

Thomas Kerner, Abteilungsleiter im Zentrum Bayern Familie und Soziales, informierte über die Reform des Sozialen Entschädigungsgesetzes, insbesondere unter Berücksichtigung von Frauen, Männern und Kindern, die von häuslicher Gewalt betroffen waren. Neu ist, dass der Gewaltbegriff auch auf Stalking und psychische Gewalt - dazu zählt auch die Vernachlässigung von Kindern - ausgedehnt wurde. Auch neu: Von häuslicher Gewalt Betroffene können sich direkt an eine Traumaberatungsstelle wenden. Im Nachgang können die Formalitäten mit Unterstützung durch die Beratungsstelle erledigt werden. Wichtig ist auch, dass die Opferentschädigung nicht auf andere Sozialleistungen, wie Bürgergeld angerechnet wird. 

 

Die Tagesordnungspunkte „Erwartungen an den Runden Tisch" und „Vernetzungspause" boten die Möglichkeit, Aktuelles mit den Anwesenden zu besprechen. Dies dient zur Knüpfung neuer Kontakte und zur Pflege der bestehenden Kooperationen, denn im Berufsalltag ist ein Austausch häufig nur per E-Mail oder kurz telefonisch realisierbar. Eine Fülle von Anregungen wurde eingebracht: Wo können Männer, die häusliche Gewalt erfahren, Unterstützung bekommen? Wie kann die Zusammenarbeit mit dem Amtsgericht noch besser gelingen? Wie sieht die Begleitung durch die Fachberatungsstelle häusliche Gewalt aus? Wie können Betroffene besser im „Formularkrieg" unterstützt werden, um nicht aufzugeben?

 

Moderiert wurde der Runde Tisch von Franziska Schmoll, Gesundheitsamt Haßberge und der Gleichstellungsbeauftragten für den Landkreis Haßberge, Christine Stühler. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die Treffen wieder regelmäßig stattfinden sollen.

 

Der nächste Termin für die Zusammenkunft ist für den Mai 2024 geplant. Interessierte Fachpersonen und Institutionen, die am Runden Tisch teilnehmen möchten, können sich gerne per Mail an praevention@landratsamt-haßberge.de wenden. Die Verantwortlichen freuen sich insbesondere auch über Anfragen von Ärzten / Ärztinnen, Psychologen / Psychologinnen oder Therapeuten / Therapeutinnen.

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